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Stimmen zu Eduard Bargheer

„Wenn Sie gesehen hätten wie Hecke sich neulich mit dem Portrait von mir gefreut hat, das ich ihm erst jetzt brachte, wie er immer wieder begeistert war, dass man einen Menschen, obgleich er gar nicht ähnlich wäre, so seinem Wesen nach vollkommen richtig neu aufbauen könnte, so würden Sie den tiefsten Beweis für Ihre freudeschaffende Kunst gehabt haben."
Dora Panofsky am 17.3.1933 an Eduard Bargheer nach Paris

"... so sucht auch Bargheer dieses Gesetz der harmonischen Form, wie er es in der Natur erkannte, im Kunstwerk zu erfüllen. Dies ordnende Prinzip ist als Streben nach Vereinfachung der Form und Vertiefung des Ausdrucks in jeder seiner Schöpfungen zu spüren ..."
L.H. Heydenreich im Ausstellungskatalog des Heidelberger Kunstvereins 1948

"Eravamo in piena guerra, e questo giovane tedesco pensava e parlava come se la ferocia, la divisione e l'assurda follia non esistessero e non lo tocassero: ne si lagnava di quanto egli stesso ne avesse sofferto: ma, pronto senza pregiudizio ai contatti umani (era con noi allora, un suo amico carissimo, il vecchio valoroso pittore tedesco Rudolf Levy, che pochi mesi dopo i nazisti trucidarono in un ignoto campo di concentramento) viveva visibilmente in un mondo libero. – Ischia era per lui il simbolo di questo mondo …" (Wir befanden uns mitten im Krieg und dieser junge Deutsche dachte und redete so, als ob die Grausamkeit, die Zwietracht und der absurde Wahn nicht existierten und ihn nicht betrafen: Er beklagte sich nicht über das, was er selbst erlitten hatte: er schien vielmehr in einer freien Welt zu leben, ohne Vorurteile offen für menschliche Kontakte (mit uns war damals ein ihm sehr lieber Freund, der alte schätzenswerte deutsche Maler Rudolf Levy, den wenige Monate später die Nazis in einem unbekannten Konzentrationslager umbrachten). – Ischia war für ihn ein Symbol dieser Welt ...)
Carlo Levi im Ausstellungskatalog der Galleria dell'Obelisco, Rom, 1949

„…so sind die schönsten dieser neuen Bilder Bargheers wie Fenster in eine zweite dichterische Wirklichkeit aus farbigem Licht, das sich zu Kristallen fügt, in deren Brechungen wir fern hinten noch das Bild der sichtbaren Natur gewahren, an dem sich die bildnerische Ergriffenheit anfänglich entzündete.“
Werner Haftmann, 1952

"Die heute so beflissentlich herangeholten Kategorien "gegenständlich" oder "abstrakt" verfangen vor diesem bildnerischen Verfahren nicht. Diese Bilder gehören beiden zu. Sie brauchen das Dingliche als Ausgangspunkt der dichterischen Ergriffenheit, bringen diese aber durch die abstrakte Sprachkraft der farbigen Formen zu erhöhtem bildnerischen Ausdruck. Das ist ein dichterisches, das orphische Verfahren."
Werner Haftmann im Katalog "Eduard Bargheer" des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart 1952

„Von ihm (Eduard Bargheer) könnte und müsste ich Bände voll schreiben. Seit nunmehr 25 Jahren verbindet mich mit ihm eine seltene Freundschaft, die auf mein Leben größten Einfluss gehabt hat. Auf einem Kostümfest bei Gerda Koppel habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Damals schon gewann er mein Herz nicht durch seine strahlende Ausgelassenheit, sondern auch durch die kurzen Worte: „Ick mug din Krom so girn lieden.“
Gretchen Wohlwill, Lebenserinnerungen einer Hamburger Malerin, niedergeschrieben 1953

"...Aus bunten , kleinen Flächenteilen ordnen sich die Architekturen der Städte und Dörfer zu einem lockeren Mosaik, einem heiteren Bildgewebe von poetischem und musikalischem Reiz. "Optische Fugen", "Bild-Gewebe", sagt Bargheer. "Gewebe, es ist ein bloßes Wort, aber ich weiß kein besseres. Es meint bei Gott kein dekoratives Problem, sondern geradezu ein metaphysisches, denn "Gewebe" (Einheit) ist überall."..."
Gerhard Händler in: Deutsche Maler der Gegenwart, Berlin 1956

"1935 hat er zum ersten Mal seinen Fuß auf die Insel Ischia gesetzt, die er schon 1938 zum Wohnsitz wählte. Aber noch trug er das expressive Gebaren in die italienische Landschaft hinein, noch befreite er sich nicht von jener künstlerischen und denn wohl auch menschlichen Problematik, die schließlich im Süden keine Resonanz finden konnte. Das vollkommene und nun ganz selbstverständliche Gleichgewicht von Natur und Abstraktion erreichte seine Kunst erst nach 1945..."
Werner Schmalenbach in "Mediterranea", Baden-Baden 1959

„Aber essentiell hat er sich ganz aus sich selbst entwickelt… So waltet ein Gesetz in Bargheers Schaffen, dem er gelebt hat.“
Ludwig H. Heydenreich, 1969

„Wer über die letzten Jahre das Schaffen Eduard Bargheers… verfolgte, der hat immer wieder von neuem über die ungebrochene Kraft zur Verwandlung gestaunt, die diesen Meister des Aquarells und der Radierung auszeichnet. Mir scheint, es sind drei Eigenschaften die ihn dazu befähigt haben: Seine große Intelligenz, seine dichterische Sensibilität und der nie erlahmende Fleiß, mit dem er die Formwelt der Natur studiert.“
Marion Gräfin Dönhoff in „Die Zeit“ v. 1.1.1972

"Zu den bestimmenden Eigenschaften seiner Kunst gehört die Suche nach den wirkenden Kräften, nach den im Motiv verborgen liegenden Strukturen, die ein Bild nicht nur optisch, sondern auch geistig zu bezeichnen vermögen, rechnet die "Dynamisierung der Form" als Bemühung um das übergeordnete Gesetz inmitten des verwirrenden Erscheinungsbildes der Welt, um damit zu einem streng vereinfachten Kompositionsgefüge als der Essenz einer erfahrenen Wirklichkeit zu gelangen."
Paul Vogt in: Geschichte der Deutschen Malerei im 20. Jahrhundert, Köln 1972

"Was entstand, ist die umfassendste und eindringlichste Deutung des Mittelmeerischen, die ein nordischer Künstler verwirklicht hat, kompromissloser noch als die von Werner Gilles und Max Peiffer-Watenphul, die auch Leben und Werk dem Süden widmeten. Kompromissloser bedeutet aber auch schwerer zugänglich, weil herber und abweisender. Niemals lieblich, manchmal heroisch und pathetisch, immer einfühlsam in der Interpretation und immer materialgerecht in der Ausführung steht ein Werk von monolithischer innerer Konsequenz, von monumentaler Aussagekraft in jeder einzelnen Verwirklichung, von exemplarischer Bedeutung jeder einzelnen Disziplin vor uns, geschaffen von einem "rasenden Liebenden", den Süden, das Mediterrane Liebenden!"
Wolfgang Henze, Bargheer-Biographie, 1979

„… sein künstlerisches Werk, vor allem seine Art, mit bezaubernder Leichtigkeit Landschaften zu vermitteln, haben mich immer fasziniert. Mit Freude haben wir deshalb im August 1977 ein Beispiel seines Empfindens und seines Könnens hier im Bundeskanzleramt in die Auswahl von Werken der bedeutenden Deutschen Maler seiner Generation eingereiht.“
Bundeskanzler Helmut Schmidt, Juli 1979

„Südliche Landschaften und Impressionen aus Afrika, Italien, Griechenland, Dörfer, Gärten, Meer und Wüste sind eingefangen in Kompositionen aus Farbe und Licht, eingebettet in eine geheime, der Landschaft innewohnende Geometrie die sich weich in ausgesparten Konturen manifestiert. Sie gleichen Mosaiken, zusammengesetzt aus durchscheinenden Steinen und schimmernden Gläsern und erinnern an die Tunis-Aquarelle von Klee und Macke. Doch Bargheer trieb das Kompositionsprinzip weiter zu einer lockeren Farb- und Linientextur. Er selbst sprach vom „Gewebe – es ist ein bloßes Wort, aber ich weiß kein besseres: Es meint bei Gott kein dekoratives Problem, sondern geradezu ein metaphysisches, denn Gewebe (Einheit) ist überall.“
(Eo Plunien, in „Die Welt“ v. 8.9.1979)

"Bargheers Anfänge standen noch im Banne von Munch und dem norddeutschen Spätexpressionismus der Hamburgischen Sezession, dem er damals mit jugendlichem Elan neue Ausdrucksformen abgewann. Hinzu kamen Elemente von Cézanne, Matisse und anderen Meistern der Moderne, die er schon frühzeitig in Paris erlebte."
Hanns Theodor Flemming, Rede zur ersten Gedächtnisausstellung im Eduard Bargheer-Haus 1979

"Gefragt, ob er male oder zeichne, ganz gleich ob mit dem Pinsel oder mit dem Bleistift, antwortet Eduard Bargheer, gerade das sei die Schwierigkeit, die zu bewältigen sei: es müsse nämlich "einen neuen Zustand geben, der weder dem Zeichnen noch dem Malen angehört und doch beides in sich trägt..."
Wolfgang Henze, Bargheer-Biographie 1979

"Kann man ...von einem "Secessionsstil" sprechen? Es hat ihn, wenn überhaupt, dann nur partiell gegeben, in der Zeit um und nach 1930, beschränkt auf die Gruppe junger Maler, die seit 1925 zur Secession gestoßen waren. Da findet man in der Tat verblüffende Übereinstimmungen, da wird es schwierig, mitunter unmöglich, die Arbeiten von Kluth, Grimm, Kronenberg, Bargheer auseinanderzuhalten, weil die Gemeinsamkeiten überwiegen: Die Reduktion auf elementare Formen, eine Farbigkeit, die sich vom Naturvorbild emanzipiert hat, die sich autonom zur Geltung bringt, und das Verlangen, in der flüchtigen Erscheinung, in der Landschaft die verborgenen Strukturen freizulegen, die über das Sichtbare hinausweisen."
Gottfried Sello im Katalog "Hamburgische Secession 1919-1933" der Galerie Pro Arte, 1982

"1935 hatte Bargheer die bildnerischen Mittel voll ausgebildet, die seinen intensiven Erlebnissen die gemäße Gestalt geben konnten. Bargheer war ein Maler der Augenlust, der das Land liebte, aus dem er stammte, und das Wasser, das dieses Land umgab. Finkenwerder, die Elbinsel, auf der er 1901 geboren wurde und wo er aufwuchs, die Insel der Fischer und Seeleute, war es nicht allein, sondern überhaupt das flache Land hinter den Deichen, die Marsch. Er war nun zu jener radikalen Vereinfachung fähig, zu der dieses Land herausfordert."
Helmut R. Leppien im Ausstellungskatalog der Hamburger Kunsthalle 1996

"Bargheer hat in dem Jahrzehnt zwischen 1930 und 1940 die Landschaft des Nordens neu gedeutet, ihre archetypische Erscheinung als ein Phänomen der Gegenwart erfasst und wohl gerade dadurch die Sicherheit gefunden, die politischen Tagesrealitäten, Verfolgung und Unterdrückung, ihm nicht gewähren konnten. Einige wenige Bilder weisen darauf hin, dass er seinen Rückzug aus der Zeit in die Zeitlosigkeit als Medium des Überdauerns verstand."
Heinz Spielmann im Ausstellungskatalog Kloster Cismar, 1996

„Im Abstand der Jahrzehnte zeigt sich in der Wuppertaler Schau nun, dass Bargheers Bilder erstaunlich frisch und originell gealtert sind – und bestens passen in eine Gegenwartskunst, die gerade die Gegenständlichkeit neu feiert“.
Joachim Kronsbein in: DER SPIEGEL 1/2005 unter der Überschrift: „Magier im Zwischenreich“

„Das Werk von Eduard Bargheer (1901-1979) stellt den wahrscheinlich wichtigsten Beitrag Hamburgs zur Malerei der Moderne dar.“
Volker Plagemann, Bargheer-Biografie 2008

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